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Nachdem ich die K12 für eine Nürburgringwoche zur Verfügung hatte, war ich hin und weg. Meiner Begeisterung Ausdruck verliehen habe ich durch einen Fahrbericht in d.r.m.. Der Artikel war recht erfolgreich. Ich hatte zahlreiche positive Rückmeldungen.
Hier der Fahrbericht
- Newsgroup de.rec.motorrad
- veröffentlicht am 4.5.1998
- vollständiger Titel: BMW K12 - Die Mutter aller Tourer! - laenger
Hallo Leute
notgedrungen habe ich in der vergangen Woche eine BMW K12 probefahren müssen. Etwas mehr als 3000 km sind zusammengekommen, darunter waren ca. 500 Nürburgring-Nordschleife. Was kann ich sagen?
Um es zusammenzufassen:
Ich bin konvertiert, habe die Religion gewechselt. Vollverkleidete Maschinen sind zukuenftig erlaubt, wenn sie K12 heissen. :-)
Aber der Reihe nach:
Zunaechst mal war ich sehr ungluecklich bei der Übernahme der Maschine. Das ist so überhaupt nicht meine Welt (gewesen). Schwer und vollverkleidet. Die Fahrt heim war grauslich im Stadtverkehr Berlin. Alles so ungewohnt. Die Sitzposition, der Motor, selbst die Armaturen. Daheim dann die erstmal die Daten betrachten: 98 PS (o.k.) 285 kg Trockenmasse (naja) 500 kg zulaessige Gesamtmasse (hmm). Ein ordentlicher Halbtonner also. Sehr respekteinfloessend. Dazu das Aussehen. Das Ding sieht aus wie der Versuch von BMW, der Bundeswehr einen Zweiradpanzer zu verkaufen. Wenn man an die Verkleidung pocht, ist man irgendwie enttaeuscht, dass es nicht metallisch plingt. Schnoedes Plastik! Offensichtlich hatte die Bundeswehr keinen Bedarf. Da ist man bei BMW wohl auf den Gedanken gekommen, die Mutter aller Tourer zu bauen. Und DEN Titel hat die K12 wahrlich verdient.
Nagut. Am naechsten Tag sollte es nach Thueringen gehen. Tat es auch, nachdem ich mir fuer den Tankrucksack eine notduerftige Befestigungsmoeglichkeit gebastelt hatte. Die als Tank getarnte obere Verkleidung ist naemlich nicht aus Blech. Magnetrucksaecke taugen da nicht. Kaum raus aus der Stadt verwandelte sich meine Skepsis in Neugier. Die Masse spielt beim Fahren auf der Landstrasse keine Rolle. Das Ding faehrt. Und zwar praechtig. In der Duebener Heide tauchen die ersten Kurven aus. Ich erwarte ernsthafte Diskussionen des Metalls ueber die einzuschlagende Richtung. Fehlanzeige! Das Ding faehrt. Und zwar dahin, wo man hin moechte. Es ist einfach nicht zu glauben. Die Masse ist wie weg. Man braucht an die Kurve nur zu denken und das Teil lenkt wie von selbst ein. Man kommt sich vor wie auf dem Fahrrad. Ich habe immer gedacht, bei den BMW-Boxern waere bereits fahrwerkstechnisch sowas wie ein Maximalstand erreicht. Weit gefehlt. Die K12 kann's noch besser. In Thueringen dann Berge und Spitzkehren. Die Kehren funktionieren, wenn man sich traut.
Die Steigungen offenbaren das naechste Highlight der K12: Der Motor. Sowas von Zug habe ich noch nicht erlebt. Leistung (sprich: Drehmoment) im Ueberfluss in allen Drehzahlbereichen. Man koennte meinen, es waere eine Getriebeautomatik eingebaut. Nach dem Anfahren den vierten Gang einlegen und das Schalten ist fuer die weitere Fahrt vergessen. Es passt immer.
Du bist auf der dunklen Seite der Macht!
Und dann die Bremse: Ich wusste nicht, dass BMW neuderdings Kawasakibremsen nachbaut. Endlich mal eine mit sehr heftigem Biss. Wenn man da ordentlich reinlangt, dann spuelte es einen samt seiner edelsten Teile den Tank hoch. Dank ABS bleibt das aber unkritisch - bis auf die Option, wieder im Knabenchor zu singen.
Am naechsten Tag geht es weiter in die Eifel. Es regnet heftigst. Und es offenbart sich eine weitere Besonderheit der K12: die Verkleidung. Man ist optimal geschuetzt. Obergenial sind die seltsamen Ohren der K12, in denen sich die vorderen Blinker befinden. Es stellt sich heraus, dass diese Ohren die Funktion eines Windabweisers fuer die Haende haben. Und das wirkt beeindruckend. Trotz heftigsten Regens bleiben die Haende trocken. Man darf nur nicht stehenbleiben. :-) Aber wozu auch?
Bei hoeheren Geschwindigkeiten (man faehrt auf der Landstrasse eigentlich staendig versehentlich 160) habe ich es als angenehm empfunden, dass der Kopf/Helm nicht von Verwirbelungen der Scheibe getroffen wird. Es ist angenehm ruhig im Vergleich zu meiner leider verflossenen GS.
Auf der Nordschleife dann bei Trockenheit (leider nur ein halber von zwei Tagen) zuegige Fahrweise. Die Maschine kann weit mehr als ich. Irritationen gibt es einfach nicht. Einmal in Fahrt, bewegt sich das Teil ohne jeden Widerstand. Die nuerburgringueblichen Reifenabriebgnubbel (es bilden sich so kleine Gummiwuelste am Reifen) stellen sich umgehend ein.
Naja, meine Umgebung (Waldi, Andreas, Wag, Dirk) mussten wohl ein wenig unter meiner Begeisterung leiden. Aber ich konnte nicht an mich halten. Kurz gefasst die weiteren Auffaelligkeiten:
Positiv:
Ergonomie
Das Teil wirkt sehr durchdacht. Die Armaturen sind wieder ueberarbeitet worden und noch ein wenig leichter zu bedienen. Die Blinker-Aus-Funktion ist veraendert worden (Daumendruck nach vorn statt nach oben). Die Sitzposition ist offensichtlich sehr gruendlich ueberlegt worden. Nach 660 km Stuttgart-Berlin ueber Landstrassen nur mit zwei kurzen Pausen zum Tanken konnte ich ohne Muehe absteigen. Es tat nichts ernsthaft weh. Weder Hintern noch Kniee noch Handgelenke.
Kaltstartautomatik:
Obwohl BMW seit Jahren seine Motoren vollelektronisch kontrolliert, durfte man noch mit dem Choke spielen. Das ist bei der K12 vorbei. Knopfdruck. An. Losfahren. Eine mir sehr angenehme Neuerung.
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Elektronik:
Solange sie funktioniert, ist die Elektronik sehr vertrauenerweckend. Das wird sicherlich auch hervorgerufen durch die zahlreichen Kontrollampen, die beim Starten angehen, um sich nacheinander (nicht gleichzeitig) wieder auszuschalten. Man hat das Gefuehl, da prueft ein Zentralrechner die Systeme und gibt sie dann frei. Zuletzt uebrigens die Tankleuchte. Das gefaellt mir sehr gut, weil man bei jedem Start sieht, dass die Lampe noch funktioniert. Wie gesagt, handelt es sich um gefuehlsmaessiges Wohlbehagen, was da bei mir erzeugt wurde. Hat mit der tatsaechlichen Funktion wohl wenig zu tun.
Negativ:
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Masse:
Im Fahren vollkommen problemlos. Beim Rangieren laestig bis aergerlich. Ich habe nach nur wenigen Rangierversuchen gelernt, so zu parken, dass ich vorwaerts mit Motorkraft wieder wegkomme. Dank der vergleichsweise niedrigen Sitzbank kommt man zwar gut mit den Fuessen auf den Boden. Es ist trotzdem hoechst anstrengend, mehr als 300 Kilo durch die Gegend zu zerren.
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Verarbeitung:
Die Maschine die ich hatte, war ein Jahr alt und hatte knapp 8000 km auf der Uhr. Es sabberten beide Standrohre vorn Oel (vermutlich Simmeringe hinueber). Ebenso die Oeleinfuellschraube (vermutlich zuviel eingefuellt) und die Kardanentlueftung hinten (nur Oelnebel, vermutlich auch zuviel Oel). Im Leerlauf und beim Beschlaeunigen klappert es (nach Aussagen des Haendlers Motorelektroniksteuergeraet der ersten Serie mit zu geringer Leerlaufdrehzahl). Die Kupplung rutscht schon etwas, was sich insbesondere beim Bergauffahren stoerend bemerkbar machte.
Alles eigentlich keine Probleme, wenn die Werkstatt funktioniert. Aber es ist laestig und ob des Preises nicht so ohne weiteres zu akzeptieren.
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Preis:
Ich kenne den genauen Listenpreis nicht. Er duerfte bei ca. 28 kDM liegen. Das ist ausgesprochen viel. Allerdings bekommt man dafuer auch ein aussergewoehnliches Mopped.
Das war's soweit. Ich kann nur empfehlen, sich ein eigenes Bild von der Maschine zu machen. Fahrt mal Probe.
Mein persoenliches Fazit:
Etwas dick, etwas teuer, super fuer die Landstrasse, fuer die Autobahn viel zu schade.
Geil! Haben wollen!
Gruss, Kaept'n Tom